Abzeichen der Französisch-Schweizerischen Interniertenvereinigung des Vichy-Regiments AIMS aus dem 2. Weltkrieg, 1940–41.
In einer ersten Zeit des Zweiten Weltkrieges stellte sich die Frage einer möglichen Internierung von ausländischen Militärpersonen in der Schweiz für Verwaltung und Armee nicht. So waren 1939 nur gerade drei deutsche Fallschirmspringer im Berner Oberland interniert. Teile der Schweizer Armee standen der Internierung fremder Militärpersonen zudem lange äusserst skeptisch gegenüber. Noch im Juni 1940 äusserte sich General Guisan negativ über eine allfällige Internierung. Unter anderem deshalb, weil er eine Verschlechterung der Beziehungen zu Deutschland und damit der schweizerischen Position befürchtete. Nach dem Fall von Paris drängten deutsche Panzerverbände das 45. französische Armeekorps in den Jura ab. Deren General Marius Daille ersuchte, um deutscher Kriegsgefangenschaft zu entgehen, den schweizerischen Bundesrat um Asyl, was dieser am 20. Juni 1940 gewährte. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni erfolgte der Übertritt über den Doubs von 12'000 Franzosen und 16'000 Polen (darunter 12'500 Polen der 2. Schützendivision), 7'800 Pferde und 1'600 Motorfahrzeuge samt Material und Munition bei den Grenzübergängen in der Nähe von Goumois (heute Gemeinde Saignelégier). Mit den bereits vorher internierten 12'000 wuchs die Zahl auf 40'000 und mit den Übertritten der folgenden Tage auf insgesamt 43'000 Soldaten, die von der Schweizer Armee entwaffnet und interniert wurde. Die polnischen Soldaten wurden in der ganzen Schweiz besonders im Strassenbau eingesetzt. Diese Strassen wurden von der Bevölkerung Polenwege genannt. Die Franzosen wurden nach dem Waffenstillstand Deutschlands mit Frankreich ab Februar 1941 nach Frankreich repatriiert. Die rund 15'000 Polen, die in der Schweiz verblieben, waren die einzige Interniertengruppe, die bis Kriegsende und darüber hinaus ständig in der Schweiz interniert blieb. Erst nach dem Zusammenbruch des Faschismus in Italien wurden ab Herbst 1943 wieder in grösserer Zahl Angehörige fremder militärischer Verbände, zunächst Italiener, ab Sommer 1944 auch Verbände der deutschen Wehrmacht, interniert. Hinzu kamen vereinzelte Gruppen, wie beispielsweise notgelandete US-amerikanische Militärpiloten. Im September 1944 befand sich mit rund 44'000 Internierten die Höchstzahl der gleichzeitig anwesenden Internierten in der Schweiz. Aus der italienischen Partisanenrepublik Ossola flohen 1944 schätzungsweise 3'000 Partisanen in die Schweiz und wurden interniert. In den letzten Kriegsmonaten kamen infolge der allgemeinen Migrationswelle in Europa immer wieder neue Internierte in die Schweiz. Zudem gelang es im Frühling 1945 sowjetischen Kriegsgefangenen, aus Deutschland zu flüchten. Insgesamt waren 1940–1946 über 100'000 fremde Militärpersonen aus 38 Ländern in der Schweiz interniert. Hinzu kamen spezielle Kategorien von Zivilflüchtlingen, die, wie die sogenannten «politischen Flüchtlinge», teilweise ebenfalls interniert wurden. Allerdings standen die Zivilinternierten nicht unter der Oberaufsicht der Armee, sondern ziviler Behörden. Ein weiterer Sonderfall war die Internierung deutscher Bodenseeschiffe in der Schweiz 1945. Im Ganzen befand sich in ungefähr jeder sechsten Ortschaft der Schweiz ein Internierungslager. Nach Kriegsende forcierten die Schweizer Behörden die rasche Heimkehr der Internierten, teilweise gegen deren Willen. Allerdings verblieben noch bis im Sommer 1946 Internierte in der Schweiz.