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B-24 Abschuss Würenlingen, Weihnachten 1944

Die Geschichte der B-24G, (B-24G -16-NT), 42-78356, 15th AF,450th BG, 723 SQ,  Nik Name: «Maiden America»

Am 25. Dezember 1944 startete ein US-Bomberverband in Italien, darunter die Consolidated B-24G «Maiden America», von seiner Einsatzbasis in Manduria, Italien zu einem Angriff gegen den Güterbahnhof von Innsbruck. Schon vor Ankunft über dem Ziel wurde die Formation von der deutschen Flak unter Feuer genommen und dabei die «Maiden America» schwer getroffen. Beide Motoren auf der linken Seite fielen aus, ebenso Funk, Kompass und Hydraulik. An eine Rückkehr über die Alpen zur Flugbasis war nicht zu denken. Man beschloss daher, den Verband zu verlassen und auf eigene Faust westwärts in die neutrale und vermeintlich sichere Schweiz zu fliegen. Zum Entsetzen der Besatzung wurde der angeschlagene Bomber von der Schweizer Fliegerabwehr-Einheit, Schwere Flab, Abt 4. beschossen, Verschossene Munition 82 Stk.  Stahlgranaten (StGZZ) 7,5 cm, Abschuss: Schw. Flab Battr. 89 Baldingen, Kdt. Hauptmann Sieber (ca. 4. Treffer) weil diese irrtümlich an einen Angriff glaubte. Wegen der grossen Beschädigungen war es nicht möglich, die Notlage des Bombers durch Ausfahren des Fahrwerks oder mit dem Abfeuern von Signalraketen anzuzeigen. Auf Befehl von Pilot 1st Lt Vincent Fagan sprangen deshalb sieben Besatzungsmitglieder oberhalb von Stilli mit dem Fallschirm ab, bevor die B-24 nordöstlich von Würenlingen auf einem Feld niederging. Zwei Männer stürzten mit der Maschine zu Tode: Der Fallschirm des erst 18-jährigen Navigators 2nd Lt Martin Homistek hatte sich offensichtlich am Flugzeug verfangen, und Sergeant Ralph L. Coulson, einer der Seiten-Bordschützen, hatte sich – wohl unter Schock stehend – geweigert, das Flugzeug zu verlassen. Seine Leiche wurde im Wrack mit intaktem Fallschirm aufgefunden. Und als wenn das nicht schon tragisch genug gewesen wäre, wurde auch noch Co-Pilot Nicholas Mac Koul am Fallschirm hängend abgetrieben – in die eiskalte Aare, in der er jämmerlich ertrank. Man barg seine Leiche zwei Tage später beim Kraftwerk Beznau. Es ist schwer zu verstehen, warum die Schweizer Flab auf das bereits schwer beschädigte Flugzeug gefeuert hat. Einer von vielen möglichen Gründen war bestimmt die allgemeine Nervosität, welche durch die gegen Kriegsende zunehmenden – versehentlichen – Bombardierungen im Grenzgebiet ausgelöst worden waren. Zum fünfzigsten Jahrestag des Abschusses der «Maiden America», besuchte Pilot Vincent Fagan mit seiner Frau Rose die Schweiz und auch die Absturzstelle. Er erwähnte, dass ihn der Abschuss durch die Schweizer Fliegerabwehr an der Neutralität des Landes habe zweifeln lassen, als er einige Blumen für die drei ums Leben gekommenen Kameraden beim Denkmal niederlegte. Heinrich Speich, der damals die Fliegerabwehrkanonen von Baldingen kommandierte, war bei dieser Gelegenheit mit einigen weiteren Veteranen des Flab Det 89 ebenfalls in Würenlingen. Er erklärte, sie hätten auf ein Zeichen des Flugzeuges gewartet, welches ihnen bestätigte, dass es nicht in feindlicher Absicht kommen würde – jedoch sei so ein Zeichen nie gekommen. Erst 50 Jahre später erfuhr nun Pilot Vincent F. Fagan, dass die Besatzung des Bombers gar nicht mehr in der Lage war, so ein Zeichen zu geben. Zur Versöhnung reichte man sich an der Stelle, wo das Drama sein Ende nahm, die Hände. 

Denkmal mit Fehlern

Zum Gedenken an den Absturz wurde 1965 in Würenlingen ein Denkmal errichtet, dessen Inschrift allerdings markante Fehlinformationen aufweist. Fälschlicherweise verweist die Inschrift auf den Navigator Martin Homistek, der sich geopfert haben soll, indem er den Absturz auf das Dorf Würenlingen verhindert habe. Das ist natürlich absoluter Unsinn. Es ist auch irritierend, dass weder die anderen zwei Todesopfer noch die Überlebenden erwähnt werden. Wie dem Auftraggeber des Denkmals so ein Irrtum unterlaufen konnte, ist ein ungelöstes Rätsel. Vermutlich war es eine Folge des paranoiden behördlichen Geheimhaltungsgetues der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit.

Film BALDINGEN Geschichten und Lebenslinien im Spiegel der Zeit, ab Minute 30

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